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"Der Geist beschäftigt sich gerne mit einer interessanten Geschichte. Der Inhalt prägt sich dem Geist automatisch und unauslöschlich ein. Sie wird nicht nur verständlich, sondern sie wird auch dauerhaft aufgenommen. geschichten und Gleichnisse können helfen, die Botschaft in die Herzen der Leser zu bringen." (Swami Sivananda)

 

 

WINTER 2015 / 2016_______________________________________________________________________________________________________________________________________________

WinterWinterDritter Schritt: Innerlich loslassen

Hier geht es darum, Seelenballast abzuwerfen. Natürlich sind die drei Schritte letztendlich nicht voneinander getrennt: Den Körper zu entspannen (Schritt eins) und sich regelmäßig Erholungsphasen zu gönnen (Schritt zwei), das hilft auch dabei, innerlich loszulassen. Und wer es umgekehrt schafft, sich von belastenden Gedanken und Gefühlen zu befreien, wird automatisch weniger Verspannungen und bessere Nerven haben.

Kurma spricht: „Wer die Welt zu lenken und zu erobern trachtet, der kommt an kein Ende und kann doch niemals siegen. Die Welt folgt ihrem eigenen Lauf. Wer eingreift, zerstört es. Wer festhält, verliert es.“

Wir alle versuchen in irgendeiner Weise, „die Welt zu lenken“ - natürlich nicht in dem Sinne, dass wir uns deshalb unbedingt aktiv in der Politik engagieren oder uns gar zum Staatsoberhaupt wählen lassen wollen: Doch seine eigene, kleine Welt möchte wohl jeder von uns gerne im Griff haben.

Ob wir uns beruflich verändern wollen, ein Haus bauen möchten, eine saubere Umwelt wünschen oder auch nur darauf beharren, dass unser Partner seine Zahnpastatube endlich ordentlich zusammenrollt - jeder von uns hat bestimmte Wünsche und verfolgt seine Ziele. Manchmal ist es ja auch wirklich das Beste, aktiv zu werden und Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Es gibt jedoch auch viele Situationen, in denen es nur eine Möglichkeit gibt, Probleme zu lösen - und die besteht darin, den Dingen ihren Lauf zu lassen.

Auch wenn der Wunsch, ein Leben im Griff zu haben, verständlich ist, so ist er doch auch unrealistisch. Die Welt entzieht sich unserer Kontrolle. Den Lauf der Erde können wir nicht beeinflussen, und genau genommen haben wir nicht einmal Einfluss darauf, ob unser Auto morgens anspringen wird oder nicht. Wenn unsere Macht aber so begrenzt ist - warum dann nicht einfach loslassen und sich entspannen?

Kurma spricht: „Besser zur rechten Zeit loslassen, als das Maß überschreiten. Tun, was zu tun ist, um sich dann zurückzuziehen - das ist die Weisheit des Himmels.“

Natürlich müssen wir uns um unsere Pflichten kümmern, doch das ist kein Grund, Säcke voller Ballast mit uns herumzutragen. Ist eine Aufgabe erledigt, können wir uns einfach der nächsten zuwenden. Ist ein Schritt getan, sollten wir ihn völlig vergessen und uns auf den nächsten konzentrieren. Auf diese Weise können wir von Schritt zu Schritt loslassen, ohne allzu viel zu erwarten. Ein wenig Übung in der Kunst des Loslassen kann mehr Probleme lösen als 1000 übers Knie gebrochene Bretter. Das Gefühl dafür zu entwickeln, wann die rechte Zeit des Loslassen gekommen ist, erfordert zwar etwas Feingefühl - im Zweifelsfall ist es aber immer besser, loszulassen als festzuhalten.

Apropos loslassen: vielleicht trennst du dich auch ab und zu gern von alten Büchern, von Kleidern, die du nicht mehr anziehst, oder Gegenständen, die du nicht mehr brauchst. Dann weißt du auch, wie befreiend sich das anfühlt. Inneren Ballast abzuwerfen ist jedoch noch tausendmal erleichtender, denn mit jedem Sandsack, den du abwirfst, kann dein Heißluftballon leichter in den Himmel fliegen.

Es gibt viele unsichtbare Sandsäcke, die unsere Gedanken, Gefühle und Vorstellungen beschweren. Auch wenn sie unsichtbar sind, können wir dies jedoch erkennen, und zwar daran, dass sie uns oft geradezu dazu „zwingen“, in festen Mustern zu denken oder zu handeln. Anders gesagt: es sind unsere schlechten Gewohnheiten, die uns auf unsere Fixierungen hinweisen. Zu dieser Art von seelischen Ballast gehören beispielsweise

  • die Abhängigkeit von Alkohol, Zigaretten, Drogen, Beruhigungsmitteln oder Aufputschmittel.
  • Zwanghafte sexuelle Wünsche oder Vorstellungen.
  • Fixierungen im Bereich der Ernährung - etwa die Lust, ständig Süßes zu essen oder insgesamt zu viel oder zu wenig zu essen. Ob Übergewicht oder Magersucht: letztlich ist es immer die Seele, die Zerstörung verursacht.
  • Konsum-, Arbeits-, Spiel-, Fernseh- oder Internetsucht.
  • Schlechte Denkgewohnheiten charakterliche Schwächen wie Neid, Geiz, Hass, Gier, Machtstreben, Geltungsdrang, übertriebener Ehrgeiz, Rachsucht oder Verärgerung.
  • Die Angewohnheit, andere (oder sich selbst) zu beurteilen und verurteilen.
  • Perfektionismus, Schönheitswahn, Leistungsdenken oder Konkurrenzkampf.

Als Kurma einmal durch die steinigen Hügel spazieren wir, gesellte sich Sindhu, der Esel, zu ihr. Schweigend ging er lange neben ihr her. Schließlich sprach er: „Kurma, liebe Meisterin, habe ich die Steifheit aus meinem Körper verbannt und gelernt, einen Atemzug nutzen - doch ist heute alles gründlich misslungen.“ Nachdem Kurma nichts erwiderte, fuhr Sindhu fort: „Als ich heut erwachte, schien die Sonne so schön, da er weckte ich Yala, meine kleine Tochter. Eigentlich wollte sie nur überreden, mit mir einen Spaziergang zur grünen Wiese zu machen, aber die störrische kleine Eselin weigerte sich, auch nur einen Fuß vor den anderen setzen. Als sie gar nicht hören wollte, habe ich sie schließlich angebrüllt - doch jetzt ist sie beleidigt und seither ist dicke Luft im Stall. Kurma blieb stehen, schaute Sindhu lange an und sprach: „Sindhu, mein Lieber, nicht alles lässt sich durch die Kunst der Entspannung oder die Zügelung des Atems erreichen. Willst du wieder gute Luft, so biete Yala eine große Wiese an.“ „Das verstehe ich nicht!“, sprach Sindhu. „Gerade auf die Wiese wollte ich doch mit ihr.“ Kurma erwiderte: „Jemanden irgendwohin zehren, das bedeutet nicht, ihm eine große Wiese anzubieten. Diejenigen, die wir lieben, loszulassen - das trifft es eher.“ Sindhu blickte zweifelnd drein und sprach: „Den Ärger über einen Wespenstich loslassen, das lasse ich ja gelten. Aber meine eigene und einzige Tochter - wie könnte ich sie jemals aufgeben?“ Daraufhin antwortete Kurma: „Wenn diejenigen, die du liebst, Schutz und Geborgenheit brauchen, dann gib sie ihnen. Wenn diejenigen, die du liebst, indes Freiheit und Raum brauchen, so gibt sie ihnen. Jemanden in Liebe begleiten, ohne seinen Fluss zu stören, das bedeutet, ihm eine große Wiese anbieten.“ Als Kurma zugesprochen hatte, ging Sindhu nachdenklich von dannen.“

Auch der Wunsch, andere Menschen beeinflussen zu wollen, ist eine Form von Inneren Ballast. Die Folgen können fatal sein - vor allem wenn es nahestehende Menschen sind, die wir kontrollieren möchten, wie etwa unseren Partner, unsere Kinder oder enge Freunde. Jeder von uns hat seinem eigenen Weg zu folgen - und auch wenn es für uns nicht immer den Anschein hat, weiß doch jeder im Grunde seines Herzens sehr wohl, wie der richtige Weg für ihn aussieht. Den anderen so zu akzeptieren, wie er ist, und dabei auch zu erkennen, dass die Umwege, die er gehen mag, einfach zu ihm gehören, kann ihn und uns von ungeheurer Last befreien. Loslassen ist wichtig, um den Gipfel mit möglichst wenig Gepäck erreichen zu können. Wenn es uns (verständlicherweise) schon nicht gelingt, uns ganz und gar von unseren Anhaftung zu befreien, sollten wir uns zumindest darum bemühen, Belastendes auf ein Minimum zu reduzieren hier und da ein paar Steine wegwerfen - auch das ist eine Möglichkeit, unseren Rucksack im Laufe der Zeit zu lehren: Etwas mehr Nachsicht gegenüber unseren Kindern oder Nachbarn, ein wenig mehr Abstand zu unserem Neid, ein Abend im Fernsehen oder einfach auch nur ein Stück Sachertorte weniger - kleine Gelegenheiten, loslassen zu üben. A.Long/R.Schweppe

HERBST 2015______________________________________________________________________________________________________________________________________

HerbstHerbstZweiter Schritt: zur Ruhe kommen

ein weiterer Schritt zu mehr Gelassenheit besteht darin, innerlich ruhig zu werden, in dem wir dafür sorgen, uns regelmäßig zu erholen. Es ist nicht schlimm, viel beschäftigt zu sein, solange man dabei in seiner Mitte ruht. Immerhin gibt es ja auch Menschen, die enormes leisten können, ohne sich dabei jemals zu verausgaben. Für alle, die die nötige Gelassenheit dazu jedoch noch nicht entwickelt haben  - dass dies dürften wohl die meisten von uns sein - gilt jedoch: weniger ist mehr!

Befreie dich aus dem Hamsterrad ständige Geschäftigkeit. Überlege, ob du nicht die eine oder andere Aufgabe aufgeben oder abgeben kannst. Innere Ruhe kann sich nicht einstellen, solange man sich gehetzt. Wenn dann noch Leistungsdruck Konkurrenzdenken dazukommen, wird es ist recht schwierig, denn wer sich mit anderen vergleicht, wird immer den Kürzeren ziehen: es gibt einfach zu viele andere Menschen, und irgendeiner ist immer in irgendetwas besser als wir.

Kurma spricht:“ belasten übermäßige Gedanken den Geist, so ist Erschöpfung die Folge. Belastet übermäßige Ruhelosigkeit den Körper, so ist Zusammenbruch die Folge. Wer Körper und Geist ehrt, wagt nicht, im Denken und tun das rechte Maß zu überschreiten. Seinen Geist vom Begehren befreien und so den Zustand der Ruhe erreichen, seinen Körper vom hektischen Tun befreien so den Zustand des inneren Friedens erreichen - das ist der Weg, seine Energie zu bewahren.“

Wenn du von morgens bis abends damit beschäftigt bist, „gut zu funktionieren“ und alle deine Aufgaben (am besten noch perfekt) zu erledigen,  wird deine Aufmerksamkeit dabei wahrscheinlich ständig nach außen gerichtet sein. Dann wird es sehr schwierig, bei sich selbst anzukommen. Die Tür nach innen wieder ein Stück weit zu öffnen, ist aber trotzdem jederzeit möglich. Neben der Entspannung des Körpers, auf die wir bereit zu sprechen gekommen sind, können auch Ruhepausen helfen, wieder loszulassen: es genügt, sich mitten im Alltag kleine Inseln der Ruhe zu schaffen. Um sie zu erreichen, brauchen wir kein Boot. Es genügen schon wenige Minuten Zeit sowie die bewusste Entscheidung, sich zwischendurch Ruhe zu gönnen, zum Beispiel indem du

  • einen kurzen Spaziergang machst,
  • ein heißes Bad nimmst,
  • sich aufs Sofa legen Musik hörst,
  • meditierst oder ein paar Atem-oder Yogaübungen machst,
  • bei jedem Tun darauf achtest, Ruhe zu bewahren, und ich nicht zu verausgabst.

Oder du kannst zwischendurch natürlich auch einfach einmal probieren, rein gar nichts zu tun…

Auch unser Atem kann eine Brücke zu mehr Ruhe und Gelassenheit sein. Nicht umsonst wurde der Atem im Yoga schon vor vielen Jahrhunderten genutzt, um ein heiteres, friedvolles Gemüt zu entwickeln. Wer außer Atem ist, kann gar nicht gelassen sein. Wer hingegen tief, langsam und gleichmäßig atmet, wird sich dabei nicht so leicht aufregen.

Die Sonne war schon fast untergegangen, als Shindu in den Mangohain kam, um Kurma zu besuchen. Nachdem er seine Meisterin freundlich begrüßt hatte, ließ er sich zu ihrer Seite nieder und sprach:“ mir scheint, es ist mir endlich gelungen, die Festigkeit in meinem Körper loszulassen. Nachdem ich heute Morgen etwas Strom gefressen und meine Glieder gedehnt hatte, habe ich mich auf den steilen Weg zum Gipfel der himmlischen Freude gemacht. Wie leicht sind mir meine Schritte da gefallen und wie beweglich waren plötzlich wieder meine alten Eselsbeine. Ich hätte wohl allen Grund zur Freude gehabt, jedoch: Oben angekommen habe ich mich auf einer Wiese ausgeruht, als eine Wespe angeflogen kam und mich stach - wohin, das will ich lieber nicht erwähnen. Wutentbrannt bin ich der Wespe den ganzen langen Weg bis ins Tal hinterhergerannt. Erwischt habe ich sie freilich nicht, dafür war ich so aufgebracht, dass ich noch lange nach Luft schnappen musste, bis ich endlich wieder Ruhe fand.“ Kurma schüttelte den Kopf:“ den Atem zur rechten Zeit zur Ruhe bringen, d.h., das Gemüt zur Ruhe bringen.“ Darauf sprach der Esel:“ Meisterin - das sagt Ihr so einfach, aber wie soll ich das machen?“ Kurma seufzte auffällig lange, dann antwortete sie:“ tief ausatmen - darin liegt der Schlüssel.“

Der Atem verriet sehr viel über unser seelisches Befinden. Wer von einem Termin zum anderen hetzt, atmet anders als jemand, der sexuellen Ekstase erlebt; ein Sportler atmet anders als jemand, der in der Hängematte liegt, ein Verliebter anders als jemand, der unter Depressionen leidet. Eines ist jedoch immer gleich - der Atem verbindet uns ganz der Lebendigkeit des jeweiligen Augenblicks. Eine intensive, gründliche Atmung, wie sie vor allem im Yoga gelehrt wird, ist eine der wichtigsten Grundlagen zu mehr Gelassenheit. Diese Tiefatmung versorgt uns mit viel Sauerstoff und spendet neue Energie. Die bewusste Verlängerung des Atems, ist eine einfache Möglichkeit, loszulassen und jederzeit in seiner Mitte zurückzukehren - was vor allem in schwierigen Situationen wichtig ist.

Schlafen gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen der Schildkröten. Wenn wir zur Ruhe finden wollen, sollten auch wir an diesen nahe liegende Möglichkeit denken. Ebenso wie in der Meditation werden die Sinne beim schlafen von der Außenwelt abgezogen. Doch während die Meditation regelmäßiger Übung bedarf, ist schlafen kinderleicht. Schlafmangel führt schnell zu Erschöpfung, Konzentrationsschwäche und blankliegenden Nerven. Im Schlaf erholen wir uns, die Zellen und Organe regenerieren sich und die Selbstheilungskräfte werden aktiv. Gleichzeitig werden die Tageserlebnisse im Traum verarbeitet. Ein tiefer, gesegneter Schlaf ist daher die beste Voraussetzung dafür, dass Körper und Geist zur Ruhe kommen können. Natürlich kannst du dich nachts nicht in einem Panzer zurückziehen oder dich im Sand eingegraben, wie es die Schildkröten tun. Dennoch gibt es einige einfache Regeln, die dir dabei helfen, deinen Schlaf und damit die Erholung zu vertiefen:

  • lasse den Tag entspannt ausklingen.
  • Achte auf eine gute Schlafatmosphäre: Räume Chaos im Schlafzimmer auf, lüfte gründlich und leiste dir eine gute Matratze.
  • Üppige, fettreiche Mahlzeiten, Alkohol, Kaffee und Zigaretten stören den Schlaf.
  • Fernsehen, Musik hören, im Internet surfen - die Flut von Informationen belastet unser Bewusstsein und erschwert das ein-und durchschlafen.
  • Die erholsamste Schlafzeit liegt vor Mitternacht - wenn möglich solltest du also früh ins Bett gehen.
  • Ein kurzer Eintrag ins Tagebuch hilft dabei, den Alltag innerlich abzuschließen und besser einzuschlafen. A.Long/R.Schweppe

SOMMER 2015______________________________________________________________________________________________________________________________________

SommerSommerZur Erinnerung: Sich selbst völlig loslassen und dabei zugleich ganz und gar gewinnen, das ist die höchste Stufe auf dem Weg zur Ruhe und innerer Geborgenheit.

Erster Schritt: Den Körper entspannen

natürlich sind Körper und Geist ist wirklich voneinander getrennt, sondern bilden eine Einheit. Seelische Gelassenheit führt automatisch zu einem entspannten Körper. Umgekehrt lässt sich die bewusst herbeigeführte Entspannung im Körper jedoch auch nutzen, um Seelenruhe zu entwickeln. Erfahrungsgemäß ist es einfacher, zunächst einmal den Körper zu entspannen, den Muskelanspannungen lassen sich meist leichter lokalisieren psychische Blockaden.

 Als Kurma mittags am Fuße der steinigen Hügel spazieren ging, traf sie Shindu, den Esel, wie er stocksteif zwischen den Felsen stand und jammerte. „Ach Kurma, liebe Meisterin, heute Morgen bin ich losgezogen, um den Berg der Himmlischen Freude zu besteigen; und nun stehe ich noch immer ganz am Anfang und komme nicht weiter. Ich glaube, ich werde wohl langsam alt, denn meine Beine sind ganz steif und meine Rücken schmerzt so sehr, dass ich kaum laufen kann. Doch vielleicht mag es auch nur daran liegen, dass der Weg hier so steil und der Aufstieg so anstrengend ist.“  Kurma: „Daran mag es sicher liegen. Vielleicht aber auch daran, dass du noch nicht von der Kunst des > Loslassens im Körper< gehört hast. Wer das Feste und Steife in seinem Körper aufzulösen vermag, der wird weich und beweglich-und sei es, dass er einen Panzer auf dem Rücken trüge…“

 

Ob jemand gelassen oder eher gestresst ist, kann man schon von seinem Gesicht ablesen. Ganz gleich ob schlafende Kinder, meditierende Mönche oder dösende Katzen: Wer entspannt ist, strahlt Ruhe und Frieden aus. Umgekehrt sind nervöse, ängstliche oder gereizte Menschen selten schön anzusehen: Wer innerlich angespannt ist, zieht dabei nämlich meist die Schultern hoch, runzelt die Stirn und beißt die Zähne aufeinander.

Allein schon durch ein wenig mehr Achtsamkeit können wir Verspannungen auflösen, die uns sonst gar nicht bewusst würden. Vor allem Gesicht, Schultern und Nacken spiegeln unseren jeweiligen inneren Zustand selbst wider. Du kannst Anspannungen in diesen Bereichen lösen, indem du tief einatmest, beide Schultern langsam hochziehst und gleichzeitig die Zähne kräftig aufeinander beißt. Halte die Spannung kurz, atme dann tief durch den Mund aus, lasse dabei die Schultern fallen und entspanne Kinn und Kiefer. Wiederhole das einige Male und beobachte anschließend, was sich verändert hat.

Die Entspannungsreaktion ist das Gegenteil der Stressreaktion. Alles, was dir dabei hilft, loszulassen und sich zu entspannen, löst diese wohltuende, psychosomatische Reaktion aus. Im Grunde sind verspannte Muskeln nichts anderes als ein „Anhaften auf körperlicher Ebene“. Da Anspannungen aber zu Blockaden führen, die den Fluss der Lebensenergie behindern, haben verspannte Menschen oft wenig Energie und sind meist schnell erschöpft. Schmerzen im Nacken, Schultern oder Rücken sind letztlich nur Symptome, die uns darauf hinweisen, dass unsere Energie nicht frei strömen kann.

Entspannung lässt sich „trainieren“, und das lohnt sich. Die dabei eintretende Entspannungsreaktion führt dazu, dass

  • Muskelverhärtungen sich auflösen,
  • der Blutdruck gesenkt wird,
  • Schmerzen verschwinden,
  • die Zellen mehr Sauerstoff aufnehmen können,
  • der Schlaf sich vertieft,
  • Ängste und Depressionen vertrieben werden.

Eine gründliche Entspannung der Muskulatur hilft dabei, körperliche und seelische Fehlhaltungen abzubauen. Um den Stress-Kreislauf aus psychischen Druck, Muskelverspannungen und einer schlechten Körperhaltung zu durchbrechen, sind gezielte Entspannungsmethoden oft besonders hilfreich. A.Long/R.Schweppe

FRÜHJAHR 2015____________________________________________________________________________________________________________________________________

TulpeTulpeKurma spricht: "Die Dinge betrachten, ohne sie besitzen zu wollen - das ist der Weg der Ruhe. Zusehen, wie die Menschen wachsen, ohne einzugreifen - das ist der Weg der Gelassenheit. Im Loslassen der zehntausend Dinge sich selbst gewinnen - das ist der Weg der Weisheit."

"Wie können wir Gelassenheit entwickeln?" - das ist natürlich die entscheidene Frage. Wie können wir Neid, Wut, Aufgeregtheit, Ungeduld oder Verbissenheit überwinden? Letztlich immer nur, indem wir loslassen. Und das Wichtigste, was es dabei loszulassen gilt, ist unser Ego - oder genauer gesagt diejenigen Aspekte unseres Ichs, die uns den Weg der Freiheit verstellen.

Ob wir uns darüber aufregen, dass unser Essen im Restaurant auf sich warten lässt, unsere Arbeit nicht gewürdigt wird oder wir morgen einen Pickel auf unserer Stirn entdecken. Letztlich ist es immer die Illusion, dass alles nach unserer Vostellung laufen sollte, die die Widerstände gegen das Leben erzeugt.

Kurma spricht: "Der Weise stellt sich selbst hintenan. Ohne sich in den Mittelpunkt stellen zu wollen, bleibt er doch ganz in seiner Mitte. Ohne selbst scheinen zu wollen, wird er doch erleuchtet."

Sich selbst völlig loslassen und dabei zugleich ganz und gar gewinnen, das ist die höchste Stufe auf dem Weg zu Ruhe und Geborgenheit. Es gibt drei einfache Schritte oder Methoden, die es uns erleichtern, diese Stufe zu erreichen:

  • Entspannung: Der erste Schritt besteht darin, den Körper zu entspannen, Verspannungen in den Muskeln abzubauen und das "Festhalten im Körper" aufzugeben.
  • Zur Ruhe kommen: Der zweite Schritt hängt damit zusammen, dass wir uns die nötigen Pausen gönnen und uns darum kümmern, uns auch mitten im Alltag genügend Erholung zu gönnen.
  • Innerlich loslassen: Der dritte Schritt besteht darin, Seelenballast abzuwerfen und beengende Fixierungen loszuwerden.

Auf die einzelnen Schritte gehe ich in den nächsten Geschichten ein...

WINTER 2014 _______________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Was hindert uns eigentlich daran, gelassen zu reagieren?

Da gibt es natürlich alle möglichen Gründe - etwa Ungeduld, Neid oder Leistungsdenken. Oder auch die Identifikation mit der eigenen Meinung nach dem Motto: "Ich sehe das so, und deshalb stimmt das auch so, basta!" - eine Einstellung, die es unmöglich macht, auch andere Ansichten anzuerkennen und zu tolerieren. Nicht nur Streit, auch Nervosität oder ein cholerisches Temperament machen es einem schwer, gelassen zu bleiben. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Überlastung, die viele von uns empfinden. Tendenziell neigen die meisten von uns dazu, sich in zu viele Aktivitäten zu verstrichen. Wir sind dauerbeschäftigte - sowohl im Beruf als auch in der Familie, wenn es darum geht, unseren sozialen Pflichten nachzukommen.

Doch was genau steckt hinter dem allem? Was ist das zugrundeliegende Prinzip, das Nervosität oder, Neid, Ärger, Streitpunkt oder Verzweiflung letztendlich überhaupt erst möglich macht?

KURMA SAGT: "Dem Blick, der frei von Anhalten ist, enthüllt sich das innere Licht. Der Blick, der vom Anhalten gefesselt ist, ist von Dunkelheit und Nebel umhüllt."

Eine Grundaussage der fernöstlichen Philosophie lautet, dass es das Anhaften  ist, das all unsere Schwierigkeiten verursacht. Doch was bedeutet "anhaften"? Das innere Anhaften ist gemeint, das man auch "Festhalten" oder "Begehren" nennen könnte.

Damit der Geist still werden kann und nicht mehr zum Opfer der jeweiligen Einflüsse wird, müssen wir ihn vom Anhaften - also aus seiner Haft - befreien. Übrigens halten wir nicht nur an angenehmen Dingen - wir kleben auch an Unangenehmen. Alles, was unsere Gedanken, Gefühle und Vorstellungen an bestimmte Objekte kettet, macht uns unfrei - ganz gleich, ob es nun schöne oder erfreuliche Objekte sind, die uns fesseln.

Zum "positiven" Anhaften gehören alle Dinge, die wir uns wünschen, nach denen wir uns sehnen oder die in unserer Vorstellung positive Gefühle wecken. Dazu gehören beispielsweise

  • Geld, Besitz, Reichtum
  • Jugend, Schönheit, Vitalität
  • Menschen, die uns lieb sind
  • Gesundheit und ein langes Leben
  • Wohlbefinden und angenehme Erfahrungen
  • Unser Image und unser Ansehen
  • Sexuelle und kulinarische Genüsse.

Zum "negativen" Anhaften gehören alle Dinge, vor denen wir Angst haben oder die wir vermeiden wollen, da sie in unserer Vorstellung düstere Gedanken wachrufen. Dazu gehören etwa

  • Der Tod
  • Krankheiten
  • Alter
  • Finanzielle Probleme, Armut oder Not
  • Feinde oder Menschen, die wir nicht mögen
  • Verluste oder die Trennung von dem, was uns wichtig ist
  • Gewalt, Kriege und Umweltzerstörung.

Letztendlich ist Anhaften immer leidvoll - selbst in seinen "positiven" Aspekten. Ein Verliebter schwebt zwar auf der rosaroten Wolke und hat nur Augen für seine Liebte, doch sein Geist ist so sehr gefangen, dass er nicht anderes mehr wahrnimmt, da Liebe ja bekanntlich blind macht. Darüber hinaus ist dieser rauschhafte  Zustand sehr vergänglich, und so tauchen oft schon aus den ersten Wogen der lieben Sorgen um die Zukunft auf. Nicht zuletzt aber ist das, was wir begehren, auch nicht immer gut für uns: Eine Matte, die das Licht sucht, kann leicht verbrennen, wenn Du statt der wärmenden  Lampe das Feuer als Lichtquelle wählst .

HERBST 2014 _______________________________________________________________________________________________________________________________________________________

KURMAS  ÜBUNGEN - Mentale Allergien erkennen 

Allergene sind Stoffe, die bei Allergikern heftige Reaktionen hervorrufen können, ganz gleich ob es sich dabei nun um Pollen, Haussstaub Bei anderen Menschen haben diese Stoffe keine Reaktion zur Folge. Genauso ist es mit den mentalen Allergieauslösern - bei bestimmten Situationen oder Menschen, die uns gedanklich oder emotional auf völlig unangemessene, übertriebene Weiße reagieren lassen.

Die folgenden Fragen helfen uns herauszufinden, was uns am meisten aus der Ruhe bringt. Was lässt uns in die Luft gehen? Wann liegen die Nerven blank? Um Gelassenheit zu entwickeln, ist es wichtig, erst einmal zu entdecken, wo die Schwachstellen liegen. Stelle Dir dazu die jeweiligen Probleme, die auf folgender Liste stehen, möglichst detailliert vor. Beantworten dann für Dich ganz ehrlich die Rage, ob Du auf die jeweilige Situation

A) gelassen

B) gleichgültig

C) leicht verärgert oder

D) geradezu allergisch reagieren und aus der Haut fahren.Jedes C und D lädt Dich ein, das jeweilige Problem etwas genauer unter die Lupe zu nehmen und sich in Zukunft in diesen oder ähnlichen Situationen noch genauer selbst zu beobachten, um herauszufinden, wo das wirkliche Problem, die wirkliche Ursache für Deine "Allergie" liegt.

Hier ein paar Beispiele für mögliche Allergieauslöser und zugrundeliegende Ursachen:

  • Du stehst in der Post. Da ist es sehr voll, Du musst lange in der Schlange stehen (Problem: Ungeduld)
  • Du liebst nachts im Bett, während draußen Polizeisirenen erklingen oder Nachbarn laut mit Autotüren schlagen. (Problem: Lärmempfindlichkeit)
  • Du sitzt am Frühstückstisch und streitet mit Deinem Partner über alltägliche Probleme. (Problem: Harmoniebedürfnis)
  • Eine Kollegin liegt im Bett mit Grippe. Nun sollst Du zusätzlich zu Deiner eigenen Arbeit auch noch ihre Teile übernehmen. (Problem: Überlastung)
  • Du schaffst es nicht, Deine Steuererklärung rechtzeitig abzugeben. (Problem: Pflichtbewusstsein)
  • Dein Kind bringt ein katastrophales Zeugnis mit nach Hause. (Problem: Ehrgeiz, Zukunftsängste)

Wir haben bislang festgestellt, dass es in der Welt an Gelassenheit fehlt - doch die Ursachen dafür liegen im Grunde nicht in der Welt, sondern in uns: Vor allem in Ungeduld, Neid, Leistungsdenken oder die Identifikation mit der eignen Meinung lassen uns die Gelassenheit vergessen.

Der erste Schritt, die Gelassenheit wiederzufinden, besteht darin, die Ursachen zu verstehen.

 

SOMMER 2014_______________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Eines Tages kam ein Esel zu der Schildkröte. Er hörte von den anderen Tieren, dass die Schildkröte wundersame Fähigkeiten besitzt und fragte sie, ob sie ihm helfen könne. Kurma: „Ob ich Dir helfen kann, vermag ich nicht zu sagen. Dass Du Dir aber selbst helfen kannst, da bin ich mir ganz sicher.“

Der Esel war verwirrt, konnte nicht glauben, dass er sich selbst helfen könne: jeder hält ihn für stur und bockig, fürchtet seine Launen und meide ihn – im Grunde wisse er, dass er oft angespannt und unruhig ist. Darauf erwidert die Schildkröte: Unruhe und Anspannung sind wie Krankheiten – sie können jeden befallen. Doch Dein Mangel an Gelassenheit ist eine Krankheit, die Du selbst gewählt hast.

Innere Unruhe scheint nicht unbedingt zu den Dingen zu gehören, die wir uns selbst aussuchen. Daher neigen wir dazu, widrigen Umständen die Verantwortung dafür zu geben, wenn wir die Nerven verlieren. Doch was kommt zuerst: die schlechte Laune oder der unfreundliche Kollege?

Ein Grund für mangelnde Gelassenheit besteht darin, dass wir gern allerlei Missstände erfinden, die wir dann für unsere schlechte Stimmung verantwortlich machen können.

Anspannung hat wenig mit äußeren Umständen zu tun, sondern vor allem damit, wie wir mit Problemen umgehen. Nur wer selbst die volle Verantwortung für seine Gefühle und Reaktionen übernimmt, kann sich von dem bedrückenden Gefühl befreien, ständig Opfer der äußeren Umstände zu sein. Zweifellos werden schwierige Situationen immer wieder auftauchen. Und selbst nahestehende Menschen werden zuweilen Dinge tun oder sagen, die verletzend sein können. Ob wir dann allerdings tatsächlich verletzt oder verärgert reagieren – das bleibt immer noch unsere Sache, denn wir sind es, die darüber entscheiden, ob wir beleidigt sind, uns einfach nur wundern oder sogar ganz bewusst heiter und gelassen bleiben.

Ganz gleich, welche Schwierigkeiten auf Dich zukommen: Niemand auf der Welt kann Dich dazu zwingen, sich selbst zu verlieren oder aus der Haut zu fahren. Du kannst also getrost in Deiner Haut stecken bleiben – zumindest dann, wenn Du

  1. Erkennst, was Dich aus der Ruhe bringt – und Dich
  2. Darum bemühen, das, was Dich unglücklich macht, dann auch loszulassen. (A. Long; R. Schweppe)

FRÜHJAHR 2014_____________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Wege zum Glück

Wenn Du Dir etwas Zeit nimmst, um Dich in ein stilles Eckchen zurückzuziehen, wird es Dir nicht besonders schwer fallen, Deine fünf Sinne von äußeren Dingen loszulösen.

Du kannst die Augen zu machen, um optische Reize auszuschalten. Du kannst den Raum gründlich lüften, um störende Gerüche zu vertreiben, Du kannst das Fenster schließen, um den Lärm der Welt draußen zu lassen. Das Problem ist nur: der eigentliche Lärm herrscht leider vor allem in uns selbst.Die sieben Geheimnisse der Schildkröte zielen daher allesamt darauf ab, den „inneren“ Sinn, das Bewusstsein, zu sammeln. Die einzige Chance, dem Lärm zu entkommen, besteht darin, innerlich ruhig zu werden und einen meditativen Zustand zu erreichen. Keine verknoteten Beine, sondern lernen, entspannt, heiter und gelassen zu leben. Kurmas Geheimnisse helfen dabei, unabhängig vom äußeren Chaos innerlich ruhig und klar zu bleiben.

Kurma ist nicht die richtige Lehrerin für den perfekten Lotossitz – ihre Flexibilität zeigt sich auf anderem Gebiet. Von ihr können wir die sieben Geheimnisse eines meditativen Lebens lernen:

  1. Die Ruhe bewahren: Was auch immer geschieht, unsere innere Ruhe kann so sehr gefestigt werden, dass uns fast nichts mehr aus dem Gleichgewicht wirft. Wer die Dinge, die passieren, und vor allem sich selbst nicht so wichtig nimmt, dem wird es leicht fallen, gelassen zu bleiben.
  2. Die Dinge langsam angehen: Wer Ziele erreichen möchte, die sich lohnen, kommt mit Eile und Hektik nicht weit. Oft ist es sogar besser, ein paar Umwege zu machen – auf jeden Fall aber, sich viel Zeit zu nehmen und öfter einmal auf die Bremse statt aufs Gas zu treten.
  3. Nie aufgeben: Wer spürt, dass er im Grunde auf dem richtigen Weg ist, sollte Beständigkeit entwickeln. Dann ist es wichtig, zu vollenden, was man begonnen hat, und sich weder von äußeren noch inneren Widerständen aus der Bahn werfen zu lassen.
  4. Nachgeben und sich anpassen: Flexibilität schützt vor Starre und davor, an den eigenen Vorstellungen zu zerbrechen. Weichheit und Nachgiebigkeit helfen dabei, sich unterschiedlichsten Situationen anzupassen und sanft und harmonisch mit seinen Mitmenschen umzugehen.
  5. Mit Wenigem zufrieden sein: Wer genügsam ist, ist schnell und leicht mit dem zufrieden, was ihm das Leben schenkt. Wem der Sonnenaufgang genügt, der braucht keine Luxusvilla und der muss auch nicht seine ganze Lebensenergie dafür opfern, Geld zu verdienen. Je weniger wir haben wollen, desto schneller haben wir alles, was wir brauchen, um glücklich zu sein.
  6. Sanftmütig sein: Mit Gewalt ist wenig gewonnen und viel verloren. Wer es lernt, in Frieden mit anderen, aber auch mit sich selbst zu leben (lieben), reibt sich nicht in ewigen Konflikten auf. Abgesehen davon fühlt es sich natürlich auch viel besser an, sein Herz zu öffnen, statt verbissen durchs Leben zu gehen.
  7. Bei sich selbst bleiben: Die Konzentration aufs Wesentliche hilft dabei, seine Kräfte zu bewahren. Wer gesammelt bleibt, verliert sich nicht in Zerstreuungen, die zu Verstrickungen und Unruhe führen. Sammlung hilft, seinen eigenen Weg kraftvoll zu gehen. Wer gesammelt und zentriert bleibt, wird auch auf das göttliche Wunder stoßen, dass nur im gegenwärtigen Augenblick, im ewigen Jetzt, entdeckt werden kann. (A.Long;R. Schweppe)

JANUAR 2014__________________________________________________________________________________________________________________________________________

                                                                                               

Wie meditiert man überhaupt?

Der wichtigste Schritt: Zur Besinnung kommen.

 „Sich besinnen“ bedeutet, sich zu sammeln – und das, was da gesammelt werden soll, sind unsere Sinne.

In der Yogaphilosphie steht die Schildkröte als Sinnbild für die Fähigkeit, seine Sinne zurückzuziehen. In seinen Yoga-Sutras beschreibt der indische Gelehrte Patanjali Pratyahara das „Zurückziehen der Sinnesorgane von Objekten“ als Einstieg in die Meditation.

Wer, wie die Schildkröte, die Kopf, Schwanz und Beine einzieht, all seine Sinne und Gedanken von äußeren Dingen abwendet, löst sein Bewusstsein von weltlichen Sorgen und erfährt Kraft, Frieden und Licht.

Kurma spricht: „So wie es Zeiten gibt, sich zu öffnen, gibt es Zeiten, sich zurückzuziehen. Willst du einschlafen, so solltest du vorher das Licht löschen. Willst du die Kraft der Stille bewusst und wach erfahren, so solltest du deine Sinne von der Außenwelt zurückziehen.“

Wer es schafft, einen Gang runterzuschalten und sich auf seine Mitte zu besinnen, kann viele Probleme lösen. Rückzug ist oft eine wesentlich bessere Verteidigung als Angriff! Vor allem dann, wenn wir dabei sind, zu verlieren oder fragwürdigen Zielen nachjagen und unsere Kräfte verschwenden, ist Rückzug oft die beste Strategie. Indem wir unsere Aufmerksamkeit nach innen lenken, uns entspannen, schützen wir Körper und Seele. Wer lernt, sein Bewusstsein aus dem hektischen Strom, der unser Leben bestimmt, zu befreien, der wird nicht nur glücklich, er schont auch seine Gesundheit und stärkt seine körperlichen und seelischen Abwehrkräfte.

Zeit zu gehen, Zeit zu kommen

So wie es Zeiten gibt, nach außen zu gehen, Aufgaben zu erledigen, Ziele zu verfolgen oder unsere Umwelt bewusst mitzugestalten, sollte es auch Zeiten geben, die nur uns ganz allein gehören. Schon kurze Augenblicke der Sammlung und Rückbesinnung können sehr viel Energie schenken, die wir gerade für lästige Aufgaben gut gebrauchen können.

Ebenso wie die Schildkröte sich einerseits in ihren Panzer zurückziehen, sich anderseits aber auch wieder öffnen und ihrer Wege gehen kann, sollten wir uns auch beide Möglichkeiten offen halten.

Wer Geborgenheit in sich selbst erleben will, sollte lernen, seine Sinne von der Außenwelt abzuziehen. Es ist sehr wichtig, seinen „inneren Sinn“ zu sammeln – seine Gedanken, Gefühle, Vorstellungen und Meinungen zur Ruhe zu bringen. Bei den sieben Geheimnissen der Schildkröte, von denen wir lernen können, geht es vor allem darum, wie Klarheit, Heiterkeit und Frieden im eigenen Bewusstsein erreicht werden können.

WINTER 2013__________________________________________________________________________________________________________________________________________

 

Die Tür nach innen öffnen

Es gibt sicher einiges, was wir von Schildkröten lernen können. Interessant ist die Fähigkeit, sich jederzeit zurückziehen und sammeln zu können.

Wenn wir das Glück ohnehin nur in uns selbst finden können, stellt sich natürlich die Frage, wie wir denn da heienkommen – in uns selbst.

Die Kunst, die dies ermöglicht, nennt man „Meditation“. Meditation ist nichts anderes als die Reise die eigene Mitte, das innerste Zentrum. Und auch wenn es unterschiedlichste Arten zu meditieren gibt, so gilt doch immer: Wer meditiert, sammelt sich und seine Kräfte. Er kehrt an die Quelle seiner Lebensenergie zurück und entdeckt, was es heißt, ganz und gar bei sich selbst anzukommen, und natürlich entdeckt er dabei auch, dass sich das nicht nur gut anfühlt, sondern auch Selbstsicherheit gibt.

Kurma spricht: „Wenn der Geist ruhig wird, stellen sich ganz von selbst Klarheit und unermessliche Weite ein. Willst du deine Gedanken und Gefühle zur Ruhe bringen, so solltest du dich selbst vergessen und die Versenkung pflegen.“

Versenkung klingt ja doch erst mal etwas abgehoben. Es heißt nichts anderes, als dass das, womit wir uns beschäftigen, uns ganz vertraut wird. Ob wir einer Sinfonie lauschen, einen Sonnenaufgang erleben – wenn wir in diese Augenblicke versinken, kommen wir der Essenz des Lebens viel näher, als wenn wir in unserem Alltagskarussell fahren.

Meditation heißt, loszulassen, was uns aus der Mitte reißt und verwirrt. Wenn wir meditieren, befreien wir uns von allem, was unseren Geist zerstreut. In unserem Alltagsbewusstsein springen unsere Gedanken und Gefühle wild von einem Reiz zum nächsten. Dieses oberflächliche Bewusstsein ist unter anderem Schuld daran, dass wir wie durch unsichtbare Stricke an Dinge gebunden sind, die unseren Alltag prägen – wir „hängen“ dann an unseren Job, unseren Aktienkursen oder unserem Lieblingsrestaurant. Und während es vielleicht noch ganz angenehm ist an erfreulichen Dingen zu hängen, hängen wir leider auch zugleich an unseren Ängsten, Sorgen, Erwartungen und an Vorstellungen fest, die oft alles andere als angenehm sind.

Damit frischer Wind durch unseren Geist wehen kann, müssen wir die Tür, die nach innen führt, weit öffnen. Meditation ist eine besonders effektive Methode, die Tür aufzumachen und für „frische Luft“ zusorgen.

HERBST 2013__________________________________________________________________________________________________________________________________________

 

Das Innere nutzen, um das äußere in Harmonie zu bringenherbst

Wir alle sind auf der Suche nach Glück. Vielleicht ist uns das nicht immer bewusst, aber wenn wir genauer beobachten, erkennen wir, dass alles, was wir tun, dazu dient, uns besser zu fühlen oder anders gesagt: glücklicher zu werden. Ganz gleichob wir uns einen neuen Job suchen, unsere To-Do-Liste abarbeiten, in den ersehnten Urlaub fliegen, Unmengen an Schokolade verdrücken – letztendlich versuchen wir doch immer, einen angenehmeren und damit glücklicheren Zustand zu erreichen. Viele Methoden, die wir – meist unbewusst – anwenden, um Schmerz zu vermeiden oder die Lust am Leben zu steigern, verursachen leider mehr Probleme, als sie lösen.

Auf der Suche nach Glück taucht jedoch vor allem ein Problem auf: Die Dinge halten nicht, was sie versprechen! Kurze Ekstasen, kleine Fluchten oder vorübergehende Betäubung – all das kann man sicher schnell finden. Doch die Freude währt nicht lange und der Zustand danach ist mitunter noch schlimmer als der davor. Zufriedenheit, Gelassenheit und Glück lassen sich  auf diese Weise leider nicht finden. Es ist normal und gesund ´, sein Glück erst einmal im Außen zu suchen. Jeder von uns will seine Lebensumstände schließlich so gestalten, dass er sich wohlfühlen kann. Tatsächlich brauchen wir auch ein paar Grundbedingungen wie ein Dach über den Kopf, ein paar essbare Dinge im Kühlschrank und einen Rollkragenpulli, wenn es kalt wird. Es ist durchaus vernünftig, dafür zu sorgen, dass wir hier keinen Mangel leiden. Das Problem beginnt meist erst dann, wenn wir unser Glück an zahlreiche Bedingungen knüpfen und in die „Erst-muss-ich-noch...“ Falle tappen. Wahrscheinlich kennst Du diese Falle, die uns vorgaukelt, dass das Glück schon noch kommen wird. Das Gedankenmuster ist dabei immer das gleiche:

„Erst muss ich noch...

*        Eine Menge Geld verdienen.

*        Ein schönes haus kaufen.

*        Den richtigen Partner finden.

*        Warten, bis die Kinder aus dem Haus sind...

Und dann erst, erst dann werde ich glücklich sein und mich endlich entspannen und wohlfühlen können.“

Immer wieder tauchen Wünsche auf, die wir erst noch erfüllen wollen, oder Probleme, die wir erst lnoch lösen müssen. Und so verschieben wir das Glücklichwerden und vertrauen weiterhin darauf, dass wir schon noch genug Zeit haben werden, um später einmal glücklich sein zu können – dann, wenn wir endlich alles erreicht haben werden. Das Dumme ist nur: Es gibt gar nichts zu erreichen! Es ist schon in Ordnung, sich seiner To-Do-Liste zu widmen – unser Glück hängt davon jedoch nicht ab.

Es kann sehr anstrengend werden, die Welt (und sei es nur die kleine Welt um uns herum) zu beherrschen. Tatsache ist, dass sie sich ohnehin nicht beherrschen lässt. Natürlich können wir positiv auf unsere Umgebung, unseren Garten oder unseren Partner einwirken – aber es gibt so vieles, worauf wir keinen Einfluss haben.

Im Vergleich zur äußeren Welt können wir auf unsere innere Welt relativ Einfluss nehmen. Was immer wir tun, um unser Inneres – unsere Stimmungen, unser Gemüt und unser Lebensgefühl – harmonisch zu verändern, hat positive Folgen, und zwar sowohl direkte als auch indirekte. Wer zufrieden und gelassen ist, fühlt sich nämlich nicht nur sich selbst wohl, er wirkt auch heilsam auf seine Umgebung und die Menschen, denen er täglich begegnet.

Kurma spricht: „Kümmere dich nicht zu sehr das Außen – kümmere dich lieber um Dein Inneres. Wer das Äußere nutzt, um sein inneres in Harmonie zu bringen, wird nicht weit kommen. Nutze besser das Innere, um das Äußere zu verwandeln.“ (A. Long, R.Schweppe)

SOMMER 2013__________________________________________________________________________________________________________________________________________

Sommer 2013

Kurma entdeckte im Laufe ihres Lebens viele Dinge, hat so einige Teile der Erde, dieser Welt, gesehen und ist enorm vielen Tieren begegnet.

Trotzdem – irgendetwas fehlte Kurma! Und obwohl sie nicht einmal ahnte, was das wohl sein konnte, wurde es immer schlimmer. Je älter Kurma wurde, desto schwerer fiel es ihr, das Tor zum Glück auch nur einen Spaltbreit zu öffnen. Und das wirklich Dumme war, dass Kurmas Unzufriedenheit umso größer wurde, je genauer sie sah, was in der kleinen Welt um sie herum vor sich ging:

Da waren die Dorfkinder, die Tränen in den Augen hatten, wenn ihre Eltern sich stritten oder sie nicht beachteten, da sie mit so vielen anderen Dingen beschäftigt waren – und das kam ziemlich oft vor.

Da waren all die kleinen und großen Gemeinheiten, die Streitereien, die Ängste, die Unruhe und die Sorgen – und auch die vielen Gefahren, die überall lauerten.

Und schließlich gab es so unschöne Dinge, wie Halsschmerzen, Verdauungsstörungen oder Vergesslichkeit.

Je länger Kurma darüber nachgrübelte, desto mehr verdunkelte sich ihr Herz. Und so war es kein Wunder, dass es ihr irgendwann zu bunt wurde (oder besser: zu dunkel). So beschloss Kurma in die Weite zu ziehen und ihr Glück zu suchen.

Nachdem sie eine lange Zeit durch die Welt zog und auch schöne Dinge erlebte, verließ sie frustriert ihr letztes Domizil: „Leicht ist es, sich in zehntausend Dingen zu verstricken“, dachte Kurma. „Schwer ist es, das Glück in der Welt wirklich zu finden“, fand sie. Erschöpft setzte sie sich in den Schatten eines Baumes, beobachtete die Wolken, die am Himmel vorüber zogen, lauschte dem Wind in den Blättern...

Bei sich selbst angekommen begann sie, sich allmählich zu entspannen. Und während sie ihren Körper zur Ruhe kommen ließ, kam auch ihr Atem zur Ruhe. Und indem sich ihr Atem beruhigte, beruhigten sich auch ihre Gedanken und Gefühle. Und während sie ganz darin eintauchte, loszulassen und still zu werden, hatte sie vier befreiende Einsichten:

1)    Jeder von uns ist auf der Suche nach Glück – ob er das nun weiß oder nicht.

2)    Die meisten such ihr Glück in äußeren Dingen, und machen dabei oft bittere Erfahrungen.

3)    Die Tür zum Glück geht nach innen auf.

4)    Frieden und Geborgenheit können wir nur in uns selbst finden. Doch auch wenn es nur ein Innen gibt, gibt es doch viele Pfade, die hineinführen. (A.Long, R.Schweppe)

 

„Warum ist hier jeder glücklich außer mir?“, fragte ein Schüler.

„Weil sie gelernt haben, überall Güte und Schönheit zu sehen“, sagte der Meister.

„Warum sehe ich nicht überall Güte und Schönheit?“

„Weil du da draußen nicht etwas sehen kannst, was du in deinem Innern nicht siehst!“ (unbekannt)

FRÜHLING 2013_______________________________________________________________________________________________________________________________________

 

Die sieben Geheimnisse der Schildkröte

Falls Du Dich in den folgenden Aussagen wiederfindest, lohnt es sich, sich mit den sieben Geheimnissen der Schildkröte auseinander zu setzen:

  • "Ich möchte lernen, Geborgenheit, Sicherheit und Ruhe in mir selbst zu finden."
  • "Ich glaube, ich habe die Orientierung verloren. Ich weiß längst nicht mehr so genau, wie mein Weg aussieht und welche Ziele sich für mich wirklich lohnen."
  • "Ich neige zu Ängstlichkeit und mache mir Sorgen um alles Mögliche."
  • "Die tägliche Hektik geht mir auf die Nerven. Ich bin oft unruhig oder reagiere leicht gereizt."
  • "Ich wurde in meinem Leben oft enttäuscht und manchmal sogar richtig verletzt."
  • "Ich bin unzufrieden - mit mir selbst, mit meinem Aussehen, meinen Leistunen, im Grunde mit meinem ganzen Leben."
  • "Ich bin nicht wirklich glücklich - und irgendwie glaube ich doch fest daran, dass ich es sein sollte und auch sein kann."

Schildkröten wissen ganz genau, wie man sich schützt und wann es wichtig ist, sich zurückzuziehen. Es gibt äußere Gefahren, wie Mord und Totschlag. Doch es gibt andere Gefahren, die unser inneres Leben bedrohen. Diese Gefahren bezeichnet man als Hindernisse - Hindernisse, die uns davon abhalten, glücklich, heiter und entspannt zu sein: z.B. Ängste, Sorgen, Selbstverurteilungen und Schuldgefühle, Stress und Hektik, Unzufriedenheit, Neid, Habgier, Sucht nach Erfolg oder anderen Substanzen und auch tägliche Ärgernisse (drängelnde Autofahren, angebranntes Essen...). Schildkröten gehören zu dem Außergewöhnlichsten, was das Tierreich jemals hervorgebracht hat. Neben vielen anderen Dingen, wissen sie, wie man sich wirkungsvoll vor Gefahren schützen kann: Sie können Kopf, Beine, Schwanz einziehen und ihren Panzer anschließend sogar ganz vershließen. Sie leben sehr lange, weil sie sparsam mit Energien umgehen. Sie passen sich ihrer Umwelt optima an - fühlen sich fast überall wohl, auch ohne Luxus. Sie können ihre Augenstellung verändern, unterschiedliche Perspektiven einnehmen - die Welt auch mal mit anderen Augen sehen. Sie können enorme Strecken zurücklegen - ihr Ziel erreichen sie immer, da sie einfach beharrlich bleiben. Schildkröten sind extrem genügsam und sie haben letztendlich die Ruhe weg, können sich vollkommen entspannen und kennen weder Hektik noch Leistungsdruck, weder Burn-out noch Depressionen.

Wie Du siehst, können wir einiges von den Schildkröten lernen, denn wer würde nicht gerne einmal abtauchen, seine Perspektive verändern oder sich vom Stress befreien? (A. Long, R. Schweppe)

WINTER 2012__________________________________________________________________________________________________________________________________________

 

                                                                                                                                                                                                                                  Viele Menschen definieren den Begriff "Hatha Yoga" als reinen Körperübungsweg. Die Energie ist das entscheidene Wesensmerkmal des "Hatha Yoga": alle Techniken (Haltungen, Atemlenkungen, Tönen, Konzentrationstechniken) dienen ihrer Stimulierung und Harmonisierung. "Hatha" ist aus zwei Silben gebildet: "Ha" = Sonne, "Tha" = Mond. Der Begriff "Hatha Yoga" repräsentiert die Verbindung der Sonne mit dem Mond, symbolisiert die Union dieser beiden Himmelskörper im Inneren des Menschen. Diese Tendenzen, die diesen Himmelskörpern zugeordnet werden (das Maskuline& Feminine, die Aktion &Intuition) werden harmonisiert. Ziel des "Hatha Yoga" ist das Wiederherstellen des Gleichgewichts dieser gegensätzlichen Polaritäten. Die Pädagogik des "Hatha Yoga" bezieht sich auf zwei wichtige Symbole. Er nimmt die Schildkröte = kurma als symbolisches Tier: Kurma zeigt erstaunliche Widerstandskraft und Langlebigkeit, Symbol der Langsamkeit und der Ausdauer (zwei unerlässliche Qualitäten für den Yoga-Übenden). Die Schildkröte hat die Möglichkeit, sich komplett in ihr Haus zurückzuziehen. Sie kann sich von der äußeren Umgebung abschneiden wie der Yogi, der gewissermaßen in sich selbst flieht, indem er seine fünf Sinne nach innen zieht. Kurma ist fähig, in den drei Elemete ihre Entwicklung voranzutreiben: in der Erde, dem Wasser und dem Raum. Sie fühlt sich zwei Welten verbunden: der sichtbaren Welt der Erdoberfläche und der unsichtbaren Welt der Meerestiefe. (Das Wasser ist symbolisch dem Bild vom inneren Fließen, vom Durchlässigsein) -> Wie Kurma muss auch der Yogi fähig sein, in der Gesellschaft zu leben, im Hier und Jetzt, genauso wie an einem viel verschwiegeneren Ort, seiner Innerlichkeit. Kurma zieht sich in der Kälte in ihren warmen Panzer zurück. Diese Unbeweglichkeit ist symbolisch eine Art Ruhepause der Energien. Es ähnelt der Unbeweglichkeit in den Haltungen und den Atembewegungen.

Unten am Ufer des Flusses, im Schatten der Bäume bei den Fischerbooten, lebte Kurma, die weise Schildkröte. In klaren Wasser der Bucht genoss sie ihr Bad, auf dem warmen Kies sonnte sie sich, und immer, wenn sie sich zum Träumen niederlegte, machte sie es sich im schattigen Laub gemütlich. Auf dem ersten Blick wirkte Kurma wie eine ganz gewöhnliche Schildkröte. Und dennoch konnte sie etwas, was außer ihr ken anderes Tier vermochte: Im Laufe ihres Lebens hatte Kurma gelernt, sich ganz und gar in sich selbst zurückzuziehen. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Schildkröten, diedamit zufrieden waren, Kopf, Schwanz und Beine einzuziehen, besaß Kurma allerdings die Fähigkeit, auch ihren Geist völlig von der Welt abzuschirmen - und so waren ihre Gedanken mit der Zeit unbeschwert und klar und ihre Gefühle friedvoll und heiter geworden.

Das blieb der Umgebung des Flusses nicht lange verborgen. Es sprach sich schnell unter den Tieren, die dort lebten, herum. Also kam es, dass Kurma, ohne das je gewollt zu haben, zur weisen Lehrerin für alle Tiere wurde. Ganz gleich, ob von nah und fern - wer auch immer sich ihr in seiner Not anvertraute, ging, auch wenn er noch so beschwert gekommen war, erleichtert und befreit seiner Wege. Wie erstaunlich war dasdoch: Ohne sich selbst zu bewegen, brachte Kurma alles um se herum in Bewegung. Obwohl sie nichts zu tun schien, , blieb doch Nicts in ihrer´Nähe ungetan. Und ausgerechnet sie, die an nichts festhielt, war es, die schließlich alle für sich gewann...

Wir können Einiges von Schildkröten lernen: die Kunst des Nichtstun. Wir können lernen, uns zurückzuziehen, unsere Kräfte sammeln und die Ruhe bewahren. Die Kunst, in sich selbst zu Hause zu sein, beherrschen nur noch wenige Menschen. Doch mit jedem Moment, in dem wir uns in uns selbst zurückziehen und unseren Geist zur Ruhe bringen, öffnen wir Stück für Stück eine Tür, die uns zu mehr Geborgenheit und Zufriedenheit führt. Gerade in Krisenzeiten, wenn wir mit unserem Latein am Ende sind, kann das sehr hifreich sein. Dann ist es oft am besten, den Dingen ihren Lauf zu lassen und darauf zu vertrauen, dass die Lösung nicht von außen, sondern von innen kommen wird. (A. Long, R. Schweppe)

"Wer gleich einer Schildkröte, die ihre Glieder in den Panzer zurückzuziehen vermag, imstande ist, seine Sinne zu kontrollieren, indem er sie von den weltlichen Reizen zurückzieht, der ist mit dem Höchsten Bewusstsein verbunden." ( Srimad Bhagavadgita)